Turn- und Sportverein
Westerland/Sylt e.V.

Die Vereinsgeschichte des TSV Westerland

Geschichtlicher Rückblick

1983, zum 100-jährigen Jubiläum des Turn- und Sportvereins, fasste der damalige Vorsitzende des TSV, Peter Schnittgard, die wechselvolle Geschichte des Vereins mit den Worten „100 Jahre alt und noch so jung“ zusammen. Der Verein blieb bis heute diesem Motto treu. Die turnerische und sportliche Entwicklung verlief kontinuierlich weiter und erreicht heute ein beachtliches und über die Grenzen Westerlands hinausreichendes Niveau.

Am 27. November 1883 gründeten 15 Westerländer, alle Mitglieder der 1880 entstandenen Feuerwehr, den „Männer-Turn-Verein zu Westerland“. Vorsitzender wurde der Schiffer Heinrich Martinsen, 1. Turnwart Heinrich Hamelau. Im November 1888 trat der aus Leipzig kommende Buchdrucker Fritz Rossberg dem Verein bei. Er brachte einen reichen Erfahrungsschatz auf turnerischem Gebiet ein, regte die Einführung einer einheitlichen Turnbekleidung an und gründete 1892 eine Lehrlingsriege. Daraufhin erfolgte in den folgenden Jahren ein steter Anstieg der Turnerbewegung auf Sylt. Man veranstaltete Schauturnabende und besuchte Turnfeste auf dem Festland, geeignete Literatur diente der Weiterbildung des Turnwarts, der Vorturner und Turner.

Neben dem Turnen kam auch der gesellschaftliche Teil des Vereinslebens nicht zu kurz. Schon 1884 veranstaltete der MTV die erste Maskerade. Seit 1948 ist sie wieder als Kindermaskerade noch heute ein fester Bestandsteil der Vereinsfestlichkeiten. Man traf sich auf Turngängen, Umzügen und Bällen, zum 5. Stiftungsfest des Vereins im November 1888 trat der 1. Sponsor des Vereins, Badedirektor Dr. Julius Adrian Pollaczek, dem MTV bei. Er war von den „trefflichen Darbietungen“ so begeistert, dass er dem Verein spontan einen Geldbetrag für die weitere Förderung zur Verfügung stellte und um Aufnahme als unterstützendes Mitglied bat. Für einen Bericht über den weiteren Verlauf des Turnfestes stellte er Spalten in der „Sylter Kurzeitung und Intelligenz-Blatt“, der späteren „Sylter Zeitung“ (1923) zur Verfügung.
Auch auf sozialem Gebiet leisteten die Turner Hilfe, schuldlos in Not geratene Mitglieder wurden betreut und der Witwe eines verstorbenen Turners wurde spontane finanzielle Unterstützung gewährt.

Im 1. Weltkrieg (1914 – 1918) wurde es still um den MTV, das Vereinsleben konnte kaum noch aufrecht erhalten werden.
Erst nach dem Krieg kam es 1919 wieder zur ersten Versammlung treuer aktiver und passiver Mitglieder. „Diese erste Versammlung gestaltete sich zu einem einzigen Treuebekenntnis zur alten Turnsache“ hieß es in der Festschrift zum 75-jährigen Bestehen des Vereins.

Das Jahr 1919 war auch geprägt durch die Einführung neuer Sportarten im MTV, so entstand in diesem Jahr die Sparte Faustball, die älteste Sparte im TSV neben Turnen. Kurz danach gelang am 23. Dezember 1919 der Sportbewegung mit Fußball auch auf Sylt der endgültige Durchbruch. Im Hotel „Seeburg“ kam es zur Gründung des 1. Sylter Fußball-Vereins, Vorsitzender wurde Felix Scholz. Von Arminia Hannover nach Sylt kommend brachte er einen großen fußballerischen Erfahrungsschatz mit. Freundschaftsspiele gegen namhafte Gegner, wie dem Hamburger SV, ließen den Fußball schnell zur volkstümlichsten Sportart auf der Insel werden, ein freundschaftlicher sportlicher Austausch fand mit den Fußballern der Marine in List statt.

Am 3. November 1920 gründete Dora Pahl, geb. Böge, die Sparte Frauenturnen. Bevor sie 1920 aus Flensburg nach Westerland kam, hatte sie fast 20 Jahre lang dem dortigen Männerturnverein angehört und die Vorturnerstunden besucht. Ihre gute turnerische Ausbildung war die Grundlage für eine zielstrebige und erfolgreiche Aufbauarbeit im Frauenturnen. Beim 37. Stiftungsfest des Vereins am 27. November 1920 trat die fast 50 Damen starke Frauenabteilung das erste Mal öffentlich auf. Ferdinand Pförtner stellte in seiner Festrede mit Genugtuung das Wachsen des Frauenturnens fest. Er beendete seine Rede mit den Worten: „Besonders für die Jugend gibt es nichts besseres und schöneres als das deutsche Turnen, wie es in schwerster Zeit vom Turnvater Ludwig Jahn zur Blüte gebracht wurde“.

Im folgenden Jahr 1921 kam es zu einer Trennung der „besten Kräfte der Turner und Frauenabteilung des MTV“ durch die Gründung des „Neuen Turnvereins“ von den restlichen Sportbewegungen. Doch die Spannungen über die weitere Ausrichtung des Vereins wurden bereits nach kurzer Zeit überwunden und es kam im März 1922 im „Bratwurstglöckl“, ein Lokal von Felix Scholz, zum Zusammenschluss der damals drei Westerländer Vereine „Männer-Turn-Verein“, „Neuer Turnverein“ und „1. Sylter Fußballverein“ zu einem Verband der Westerländer Turn- und Sportvereine e. V.

Bemerkenswert ist die Gründung des „Verbandes für Leibesübungen Sylt“ im selben Jahr, in dem sich die Westerländer Vereine, der Turn- und Sportverein Keitum, der Turnverein Morsum, der Norddörfer Turn- und Spielverein und der Jugendbund List zusammen- schlossen. Im § 1 der Statuten des Verbandes hieß es: „ Der V.f.L. Sylt bewirkt die Pflege von Turnen, Sport und Spiel für Frauen und Männer. Er will eine festere Verbindung für Turn- und Sportvereine schaffen. Er veranstaltet Inselspielfeste.“

Nachdem sich Ende der zwanziger Jahre der Neue Turnverein auflöste, suchten Turner und Sportler eine neue Basis, die sie 1929 in einer Generalversammlung des Männer-Turn-Vereins und des 1. Sylter Fußballvereins durch die Gründung des „Turn- und Sportvereins Westerland e. V. von 1883“ im „Zeichen der Einmütigkeit und des gegenseitigen Verständnisses“ fanden. Vorsitzender wurde Heinrich Zinnendorf.

Die vorhandenen Berichte über die Folgejahre des TSV sind lückenhaft, die Zeit vor und während des 2. Weltkrieges (1939 – 1945) war geprägt von der Gleichschaltung des Sports und der Auflösung der bestehenden Sportorganisationen. Davon war auch der TSV betroffen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten lief der Übungsbetrieb wieder in gewohnten Bahnen, besonders die schnell wachsende Kinderabteilung führte zu einer zeitweiligen Aufnahmesperre.

Mit der Direktive Nr. 23 regelte der Alliierte Kontrollrat nach Beendigung des 2. Weltkrieges 1945 die sportlichen Aktivitäten und damit auch den unter britischer Besatzung stehenden Sport auf Sylt. Mit Golf, Fußball, Hockey, Badminton, Boxen, Squash u.a. übten die Engländer einen starken Einfluss auf das Sportgeschehen der Insel aus, der noch heute spürbar ist.

Während der ersten Nachkriegsversammlung des TSV Westerland 1883 e. V. am 10. Mai 1946 erklärte der Bürgermeister Andreas Nielsen nach dem einleitenden Bericht des Vereinsvorsitzenden Paul Rossberg, dass der wieder neu ins Leben gerufene Verein seitens der Stadt Westerland und der britischen Militärregierung mit jeglicher Unterstützung rechnen könnte.
Trotz erheblicher Anfangsprobleme belebte sich der Vereinssport sehr schnell und die Mitgliederzahl wuchs von Jahr zu Jahr.
Nach Paul Rossberg, Adolf Jessen und Bernhard Ipsen, die jeweils ca. ein Jahr den Vorsitz des TSV ausübten, wurde 1949 Stadtbaumeister Karl Buchloh, ein begeisterter Hockeyspieler, zum Vereinsvorsitzenden gewählt. 35 Jahre führte er den Verein! Einen geeigneten Nachfolger fand er 1984 in Peter Schnittgard, dem damaligen Kurdirektor von Sylt-Ost, der sich schon früh als vielseitiger Sportler und Organisator hervorgetan hat. Seit inzwischen über 20 Jahre führen Peter Schnittgard und sein Schatzmeister Heinz Warnemünde den Verein mit Geschick und Sachverstand äußerst erfolgreich.

Heutige Organisation

Dem Vorstand steht ein hauptamtlicher Geschäftsführer, der u.a. für die sportlichen Belange, die Mitgliederbetreuung und das TSV Vereins-, Jugend- und Gästeheim verantwortlich ist, zur Seite.
In Verbindung mit dem Kreissportverband NF geben beim TSV zwei diplomierte Sportlehrer Turn- und Sportunterricht. Sie unterstützen ca. 30 Übungsleiter/innen, deren Qualifikation sowie Fort- und Weiterbildung ständig verbessert werden.

Der Sportbetrieb findet in 14 Sparten statt:

Die Handballsparte gibt es seit 1946 beim TSV Westerland.

Die Fußballer des TSV Westerland schlossen sich 2002 mit den Vereinen TSV Morsum, Tinnum 66 und Sportfreunde List zum „Team Sylt e. V. von 2002“ zusammen.

Die Turnersparte bietet Turnen für Eltern und Kind, Kleinkinder- und Kinderturnen, Gymnastik und Spiel, Aerobic, Senioren- und Schongymnastik an. Im Rehabilitationssport trainiert sie Senioren/innen im Koronarsport in zwei Herzsportgruppen.

Die Sparten Basket- und Volleyball bieten ihren Sport als Freizeit- und Ausgleichssport an.

Die Badmintonsparte ist eine der erfolgreichsten Sportdisziplinen im TSV.

Im TSV sind drei Judosportarten organisiert. Judo, Karate und Teakwondo werden nach Altersgruppen eingeteilt, die Kampfsportler starten auf vielen Ebenen bei Meisterschaften und Turnieren.

Die Schwimmsparte ist zurzeit mit der Teilnahme an verschiedenen, auch internationalen Wettkämpfen die erfolgreichste Sparte im TSV.
Kinder können das Schwimmen erlernen und das Schwimmabzeichen „Seepferdchen“ erwerben.

Die Leichtathletiksparte bietet Kindern und Jugendlichen nicht nur die klassischen Disziplinen der Leichtathletik an, sondern auch Lauf- und Bewegungsspiele. Das Deutsche Sportabzeichen kann von allen Altersgruppen erworben werden.

Spartenübergreifend können beim TSV „Nordic-Walking“ sowie „Kraft- und Konditionstraining“ durchgeführt werden, aber auch die Aktivitäten wie „Lauftreff“, „Sport und Spiel“, „Schule und Verein“, „Allgemeiner Sport“ und „Spielgruppen“ bieten allen Interessenten Möglichkeiten der körperlichen Bewegung.