Turn- und Sportverein
Westerland/Sylt e.V.

TSV Westerland

Zehn Jahre Handicap-Sparte

Vor genau zehn Jahren hat Silke Mielck gemeinsam mit dem TSV Westerland die Handicap-Sparte ins Leben gerufen – heute eine von 15 Sparten des Vereins. Inzwischen besteht die Gruppe aus 20 Mitgliedern im Alter von zehn bis 56 Jahren. „Bewegung ist wichtig, für jeden Menschen“, betont die Spartenleiterin. Es war ein glücklicher Zufall, dass Mielck, damals Handballtrainerin im TSV, im Jahr 2008 ein Training ausfallen lassen musste: „Statt des Trainings lud ich ein paar Bewohner der Lebenshilfe in die Sporthalle ein und mache Sport mit ihnen.“

An diesem Tag erkannte sie, wie dringend die Handicap-Sparte gebraucht wird: „Es hat allen so unglaublich viel Spaß gemacht.“ Ein Jahr hat es nach dem ersten gemeinsamen Nachmittag in der Sporthalle gedauert, bis die Gründung stattfinden konnte: „Uns fehlte eine Halle – also haben wir den Sport nach draußen verlegt – beste Voraussetzung, um gleich auch für das Deutsche Sportabzeichen für Menschen mit Behinderung zu trainieren.“ Das Konzept der Sparte entwickelte sie gemeinsam mit Peter Schnittgard und Oliver Marco Pohl, dem Geschäftsführer der Lebenshilfe.

Schnell wurde klar: Eine Starthilfe musste her – für Defibrillatoren und Sportgeräte sowie eine Lizenz für Reha- und Behindertensport. Gemeinsam mit Elisa Lübkes, die heute noch beim Training aushilft, hat Mielck diese Lizenz in Malente erworben. „Allan Owen, der damalige Präsident der Rotarier, hat uns mit einer Anschubfinanzierung geholfen – dafür bin ich noch heute sehr dankbar“, so die Spartenleiterin. Das Sportabzeichen für Menschen mit Behinderung ist dem klassischen Sportabzeichen sehr ähnlich, nur ist es auf verschiedene Handicaps angepasst: Beispielsweise für Rollstuhlfahrer oder Menschen mit geistiger Behinderung. „Ansonsten sind es traditionelle Disziplinen wie laufen, springen, werfen und schwimmen.“ Eine Einschränkung gilt auch für Menschen mit Handicap: Wer nicht schwimmen kann, kann auch kein Sportabzeichen erringen.

Handicapsport auf Sylt

Ein Hindernis auf dem Weg zum Sportabzeichen, sei für Menschen mit geistigen Behinderungen leider oft der fehlende Ehrgeiz: „Ein junger Mann mit Down-Syndrom sieht oft keinen Sinn darin, 100 Meter zu laufen oder 50 Meter zu schwimmen.“ Am Anfang sei es im Allgemeinen schwierig gewesen, die Teilnehmer zu motivieren und dazu zu bringen einen Ehrgeiz zu entwickeln. „Inzwischen haben die Menschen wirklich Freude an der Bewegung“.

Handicapsport auf Sylt

Einen großen Teil zu der Entwicklung beigetragen hat die Regelmäßigkeit der Trainingseinheiten, die im Sommer bis zu dreimal in der Woche stattfinden. „Das Training ist so zu einem festen Lebensinhalt der Sportler geworden.“ Dass es in diesem Umfang immer wieder stattfinden kann, ist unzähligen helfenden Händen zu verdanken: Fahrer, Trainer, Bademeister und viele weitere ehrenamtliche Unterstützer – ihnen allen gilt der Dank der Spartenleiterin.

Von Mai bis Oktober findet jeden Dienstag von 16 bis 18 Uhr das Training für das Sportabzeichen im Sylt-Stadion statt, jeden Mittwoch von 17 bis 18 Uhr trifft sich die Gruppe zum Schwimmen in der Lister Schwimmhalle und jeden Samstag findet von 15 bis 17 Uhr in der Sporthalle des Gymnasium unter dem Motto: „Spaß an der Bewegung“ Hallentraining für alle statt. Gemeinsam wird dort zum Beispiel der Rollstuhlparcours absolviert: Verschiedene Hindernisse, die mit einem Rollstuhl überwunden werden müssen. Dafür verleihen die Rollstuhlfahrer ihr „Fahrzeug“ auch mal an andere Sportler: „So lernen die Teilnehmer, sich in die Rollstuhlfahrer hineinzufühlen“, beschreibt die Trainerin. Bei schönem Wetter entscheidet sich die Gruppe oft spontan dazu in den Wald oder an den Strand zu gehen.

Handicapsport auf Sylt

Mittlerweile hat sich in der Gruppe ein großer Zusammenhalt entwickelt, der auch auf den Alltag der Menschen Einfluss hat: „Es stärkt ihr Selbstvertrauen enorm.“ Bei einigen Sportlern ist der Einfluss auch deutlich sichtbar: „Bei einem unserer Teilnehmer hat sich das Gangbild enorm verbessert“, freut sich Mielck. Die Handicap-Sparte verfolgt ein besonders ehrgeiziges Ziel: „Wir wollen an den Special Olympics 2023 in Berlin teilnehmen.“ Bereits im vergangenen Jahr war die Truppe bei den Special Olympics in Kiel – allerdings nur als Zuschauer. Für die Reise wird aber tatkräftige Hilfe benötigt, denn es muss so einiges organisiert werden: „Wir benötigen motivierte Menschen, die uns auf der Reise begleiten“, so die Spartenleiterin. „Auch sind wir immer auf der Suche nach zusätzlichen Trainern – gerade für den Schwimmunterricht.“ Gesucht werden auch „Laufpaten“ als Begleitung beim Training.

Handicapsport auf Sylt Gruppenfoto mit Stefan Reimers (l), Silke Mielck (2vl), Hans Wilhelm Hansen (5vl), Sven Paulsen (r)
Handicapsport auf Sylt: Gruppenfoto mit Stefan Reimers (l), Silke Mielck (2vl), Hans Wilhelm Hansen (5vl), Sven Paulsen (r)

Gefeiert wird das zehnjährige Bestehen der Handicap-Sparte selbstverständlich auch: Der TSV hat am Samstag, 3. August eine gemeinsame Schiffstour nach Amrum unternommen. Unterstützt wurde der Ausflug von Sven Paulsen, welcher die Hälfte der Kosten übernimmt. Wer die Handicap-Sparte unterstützen oder selbst teilnehmen möchte, findet weitere Informationen auf der neuen Webseite unter www.tsv-westerland.de.